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Roadtrip und wilder Westen

Aller guten Dinge sind drei und endlich ist es so weit: Vor 3 Jahren war die Reise für 2020 bereits komplett organisiert gewesen, als Corona alles über den Haufen warf. Nachdem auch in 2021 keine Einreise in die USA möglich war, wurde nochmal alles auf 2022 verschoben. Kaum zu glauben, dass es nun also endlich losgeht und ich tatsächlich 4 Wochen frei haben werde (was für ein Luxus). Die ersten 2 Wochen reise ich zusammen mit Christina. Anschliessend bin ich noch zwei Wochen allein in verschiedenen Nationalparks unterwegs und werde wilde Mustangs beobachten.

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Seattle

Unser erster Stopp ist Seattle. Woran denkt man, wenn man Seattle hört? Sicher Grunge (Nirvana) und ähnliche Musik, aber auch Dauer-Nieselregen und Kälte. Uns hat sich die Stadt von seiner besten - aber sehr untypischen - Seite präsentiert: mit Sonnenschein und relativ warm in der Sonne. Wir haben sogar einen Blick auf Mount Rainier erhaschen können. Das wir grosses Glück mit dem Wetter hatten, wurde uns unaufgefordert mehrfach von den Einheimischen bestätigt.

Die Zeit in der Stadt war kurz, aber ein Abstecher in das futuristische MoPOP (Museum of Modern Pop Culture) lag trotzdem drin und war sehr interessant. Allein schon das Gebäude von Frank Gehry ist von aussen und innen sehr beeindruckend (genauso wie seine anderen berühmten Bauwerke- Guggenheim in Bilbao und Walt Disney Music Hall in LA).

Bevor es nach 1.5 Tagen wieder in Richtung Osten ging, gab es noch leckeres, frisches Seafood mit Blick auf den Fischer- und Jachthafen.

Was auffällt ist die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen. Es ist doch schön, wenn man sogar von Fremden ein Lächeln erhaschen kann und einfach mit den Menschen ins Gespräch kommt. Irgendwie erfrischend anders als in vielen Teilen Europas.

Dryhead Ranch

Da es in der Nacht geregnet hatte, waren die letzten ca. 45 Minuten Fahrt zur Ranch nicht nur eine Rutsch-, sondern auch eine Matschpartie. Auch wenn die Scheibenwischer des Pickups funktionierten, war die Sicht eher spärlich und alle paar km wurde ein bisschen Wasser aus unseren Trinkflaschen während des Schleudertrainings auf die Windschutzscheibe gegeben - was dann für wenige Meter wieder für freie Sicht sorgte. Aber wir sind wohlbehalten angekommen. :-)

Am ersten Tag bekamen wir einen Eindruck von der Grösse der Ranch (ca. 130 km2 oder 18’200 Fußballfelder). Zuerst hiess es Bullen von der Ranch auf eine Weide bringen und dann Kühe von einer anderen Weide dazu treiben. Besonders am Nachmittag brauchten wir länger, da wir die ca. 200 Tiere, die wir zusammentreiben sollten auf dem weitläufigen Plateau und hinter den Salbeibüschen erst mal suchen mussten. Auf dem Weg zur neuen Weide, ging es durch eine Schlucht, wo wir immer wieder Ausreißer fanden, die dann ebenfalls noch in die richtige Richtung gelenkt werden mussten. In der tollen Landschaft - weite Ebenen, Schluchten und rundherum die noch Schneebedeckten Pryor und Bighorn Mountains, macht es auf jeden Fall Spass, den ganzen Tag im Sattel zu sitzen.

Da im Moment Branding-Season ist, haben wir während unserem Aufenthalt auch Mutterkühe mit den kleinen Kälbern zusammengetrieben, auf die Ranch gebracht und dann mitgeholfen die Kälber zu impfen und zu kennzeichnen. Für europäische Augen ist die Prozedur etwas gewöhnungsbedürftig und teilweise brutal (Kälber mit dem Lasso einfangen, zusätzlich in einer Halterung festmachen, dann geimpft und mit dem Brandzeichen versehen, Bullenkälber wurden zudem kastriert). Ich bin ehrlich gesagt hin und hergerissen zwischen “das ist schlimm und tut den Tieren weh” und “ist ja recht schnell vorbei und auf den riesigen Weiden haben die Rinder ansonsten ein sehr gutes Leben”.

Was eigentlich nicht zu unseren Aufgaben gehörte, wir aber trotzdem gern mitgemacht haben, war alle Pferde am frühen Morgen von ihrer riesigen Weide wieder auf die Ranch zu treiben. Anders als beim Treiben von Rindern ist das eine schnelle Angelegenheit, bei der ich wirklich froh war, dass ich nicht auch noch schauen musste, wohin mein Pferd tritt. Die Tiere haben nicht nur gute harte Hufe, sie sind auch noch wahnsinnig trittsicher auf dem steinigen und unebenen Untergrund. Egal ob es bergauf oder bergab geht, sie können - vor allem beim Pferde treiben - schnell unterwegs sein. Ein kleines bisschen ruhiger ging es zu, als wir zwei Herden mit Jungpferden zum Nachbarn zurückgetrieben haben, bzw. eine der Dryhead Herden vom Nachbarn wieder zurück auf die heimischen Weiden geholt haben. Die Weiden sind zwar alle eingezäunt, aber der Zustand der Zäune ist teilweise schlecht - um nicht zu sagen, an manchen Stellen gab es keinen Zaun mehr. Repariert wird eher sporadisch weil dafür das Gelände, das kontrolliert werden muss, fast zu gross ist. Allerdings legen sie Wert auf die Tore zwischen den Weiden. Warum das so ist, wenn die Rinder und Pferde teilweise schon kurz nach den Toren ungehindert zwischen den Weiden hin und her wechseln können, erschliesst sich mir ehrlicherweise nicht. ;-)

Die Zeit auf der Ranch ging viel zu schnell vorüber. Den ein oder anderen Abend haben wir mit den Cowboys bei Musik und Plaudern verbracht. Und ein paar Lehrstunden im Lassowerfen habe ich auch vom jüngsten Sohn der Familie bekommen - gerade 8 Jahre alt und schon ein alter Hase, der auch beim Kälber einfangen mitgeholfen hat. Alles in allem ein kurzer und spannender Einblick in das teilweise sehr harte, arbeitsintensive, wahrscheinlich auch entbehrliche - und trotzdem auch irgendwie schöne - Leben auf einer Rinderfarm.

Yellowstone National Park

Nachdem wir in Billings unseren Mietwagen abgeholt haben, fuhren wir über Cody in den Yellowstone Nationalpark. Auf der Fahrt fing es schon an zu regnen und kaum im Park angekommen schneite es. Die Gipfel der Tetons haben wir also nicht zu sehen bekommen, von denen alle so schwärmen. Auch sonst konnten wir die schneebedeckten Berge um uns herum nur erahnen. Leider hat Christina eine Erkältung erwischt, so dass ich am ersten Morgen im Park die geführte Wildlife Tour allein machen musste. Ein Rudel Wölfe haben wir zwar nur von Weitem gesehen, dafür aber einen Schwarzbären sehr nah. Bisons hat es auch auf fast jeder Ebene, wenn auch keine grossen Herden. Aber jedes für sich ist imposant und majestätisch. Besonders im Lamar Valley sind sie in grossen Herden unterwegs. Dort tummeln sich auch die Besucher mit den grossen Foto- und Fernglasobjektiven auf der Suche nach Schwarzbären, Grizzlies und Wölfen oder anderen Tieren, wie Bergziegen. Da musste ich mit meiner Kamera aufgeben, aber auf das ein oder andere Tier konnte ich durch die Ferngläser ebenfalls einen Blick erhaschen. An unserem letzten Tag im Park haben wir neben vielen Bisons und mehreren Bären auch noch eine Elchkuh mit ihrem Kalb gesehen. Ein schöner Abschluss. Leider konnten wir im Park nicht alle Strassen befahren, weil sie teilweise wegen dem Schnee gesperrt waren. Selbst eine der Hauptzufahrten von / nach Billings war geschlossen, so dass wir erneut den Umweg über Cody machen mussten - immerhin auf einem wunderschönen Scenic Highway.

Canyonlands und Arches National Park

Ab heute bin ich allein unterwegs, da Christina wieder nach Hause geflogen ist. Von Salt Lake City aus habe ich auf dem Weg zum Arches Nationalpark einen kleinen Abstecher zu einer Sattlerei gemacht, die meinen aktuellen Sattel angefertigt haben. Der Miteigentümer der kleinen Manufaktur hat sich viel Zeit genommen, um mir jeden einzelnen Arbeitsschritt zu zeigen. Kaum zu glauben, wie viele Schritte notwendig sind für einen Westernsattel und dass sie trotzdem zu zehnt nur 1 Woche brauchen, um einen Sattel fertigzustellen - wohl gemerkt alles individuell und manuell gefertigt, vom Holz-Sattelbaum bis zur letzten Naht und Verzierung im Leder. Sie haben sogar einige Sättel für die Serie Yellowstone angefertigt.

Die nächsten Tage verbrachte ich im Canyonlands National Park, Arches National Park und Natural Bridges Monument, die ich alle noch nicht kannte. Im Arches braucht man im Moment wegen dem Andrang ein zusätzliches Ticket, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt Zugang zum Park erlaubt. Trotzdem hat es viele Besucher, anders als im Canyonlands, was mich etwas überrascht. Canyonlands hat viel, was andere Parks auch bieten: Canyons die etwas an den Grand Canyon erinnern, Felsbögen die teilweise wie Arches oder Natural Bridges sind, Felsnadeln wie im Bryce National Park und vieles mehr. Ausserdem kann man zwischen unzähligen kürzeren Wanderungen bis hin zu Tagestouren wählen. Ich hatte mich für mehrere kurze Touren entschieden.

Monument Valley, Antelope, Bryce, Zion & Death Valley National Park

Okay, ich korrigiere meine Meinung zu Canyonlands etwas. Was mir im Bryce National Park bewusst geworden ist: Canyonlands bietet nicht immer den direkten Zugang zu den Felsformationen, z.B. den Felsnadeln - anders als im Bryce wo man direkt vom Parkplatz aus in auf den Trail und zwischen die “Hoodoos” kommt. Trotzdem ist Canyonlands ein toller National Park.

Nach Canyonlands, Arches und National Bridges begann für mich ein walk down memory lane. Mit Monument Valley, Antelope Canyon, Bryce, Zion und Death Valley National Park besuche ich Parks, die ich bereits vor 12 Jahren mit meinen Eltern bereist habe. Es ist schön, sie nochmal zu sehen und diesmal auch ein paar Wanderungen zu machen, die damals zeitlich nicht möglich waren.Im Monument Valley bin ich die dirt road durch das Tal gefahren, was eine interessante Erfahrung war. Anders als in anderen Parks konnte ich hier leider keine Nachtaufnahmen machen - nicht weil ich verschlafen hätte, sondern weil überall Lichter brannten und man nachts nicht ohne Permit direkt ins Tal darf. Irgendwie schade, auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, dass der Zugang restriktiv ist. Schliesslich wohnen direkt im Tal auch Navajo und ich kann nachvollziehen, dass sie auch mal ihre Ruhe haben möchten.

Im Antelope habe ich mich diesmal für den Upper Canyon entschieden, der für seine Lichtstrahlen bekannt ist. Das letzte Mal waren wir im Lower Canyon, der farblich ein breiteres Spektrum zu bieten hat. Mittlerweile gibt es auch eine dritte Möglichkeit: Antilope X, was ich allerdings erst später gesehen habe. Nachdem ich auch gelesen hatte, dass die Canyons mittlerweile überlaufen sind und man kaum die Möglichkeit hat, Fotos ohne andere Menschen machen zu können, war ich doch positiv überrascht, dass meine Gruppe nur aus 5 Besuchern bestand und sich alle anderen Gruppen recht gut verteilten. So waren auch mal Bilder nur von den Felsen möglich. Kann aber auch daran liegen, dass noch keine Hauptsaison ist. Ausgerechnet dann - Juli / August - gibt es übrigens immer wieder Springfluten in den Schluchten, ca. 15-20 pro Jahr.

Genau wie im Monument Valley befinden sich auch die Antilope Canyons auf dem Land der Navajo. Anders als in den National Parks nehmen sie es mit dem Tragen von Masken sehr genau und ohne Maske darf man sich auf ihrem Gelände nicht bewegen. Vor allem Im Antilope fand ich es etwas schade, dass man sie auch für ein Foto nicht kurz abnehmen darf oder dass sie im Upper Canyon keine durchsichtigen Masken anbieten, wie es der Anbieter im Lower Canyon derzeit macht. Aber man kann eben nicht immer alles haben.

Nach einer morgendlichen Wanderung und gemütlichem Kaffee im Bryce ging es dann weiter zum Zion National Park. Ich hatte vergessen, wie voll Zion ist, weil sich alles auf wenige Wanderungen und vor allem auf den Norden mit den den Narrows konzentriert. Ich stürzte mich trotzdem ins Getümmel und in die kalten Fluten vom Virgin River, um ein Stück der Narrows in den Canyon reinzugehen. Jetzt sind meine Wanderschuhe wenigstens wieder sauber. :o) Hoffentlich trocknen sie auch noch bis zum Mustang Trail, weil ich sie zum reiten brauche.

Um das trocknen meiner Wanderschuhe musste ich mir keine Sorgen machen. Bereits beim zweiten kurzen Fotostopp im Death Valley waren sie trocken und warm - und wieder staubig. Diesmal fuhr ich nicht bis zum Badwater Basin, sondern entschied mich für eine kurze Wanderung zu den Darwin Falls - ein kleiner Wasserfall mit grüner Oase mitten in der Wüste.Um das trocknen meiner Wanderschuhe musste ich mir keine Sorgen machen. Bereits beim zweiten kurzen Fotostopp im Death Valley waren sie trocken und warm - und wieder staubig. Diesmal fuhr ich nicht bis zum Badwater Basin, sondern entschied mich für eine kurze Wanderung zu den Darwin Falls - ein kleiner Wasserfall mit grüner Oase mitten in der Wüste.

Heute Nachmittag startet der Ausflug zu den Mustangs, mit dem sich meine Reise schon wieder dem Ende nähert. In den letzten Tagen habe ich mich so ans die Übernachtungen im Auto gewöhnt, dass es schon fast komisch ist, mal wieder in einem Hotelzimmer zu schlafen. Die erste Nacht im Auto war gewöhnungsbedürftig - auch weil ich nicht einschätzen konnte, wie sicher es ist und ob nicht doch ma nachts jemand mit der Taschenlampe reinleuchtet. Mittlerweile finde ich die Unabhängigkeit super, dass ich einfach irgendwo stehen kann und am besten noch mit freiem Blick auf den Nachthimmel durch das geöffnete Sonnendach. Aber das Auto hat auch manchmal seinen eigenen Kopf. Die Kofferraumklappe möchte es am liebsten immer direkt wieder zu machen und manchmal verwechselt es mich wohl mit einem anderen Fahrer und findet beim Einsteigen, ich sollte den Sitz anders einstellen. :o) Trotzdem ist es auch auf den abgelegenen Dirt Roads bisher zum Glück ein sehr zuverlässiger Reisepartner gewesen.

Wilde Mustangs und Yosemite zum Abschluss

Den Abschluss meiner Reise bildete eine Tour um wilde Mustangs zu beobachten und ein Abstecher in den Yosemite, der auf dem Weg nach San Francisco lag.

Auf die Tage in der Natur mit den Mustangs hatte ich mich sehr gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Es war eine kleine, tolle Gruppe aus 5 Gästen und 3 Begleitern (Koch, Fotografin und ein Begleiter für das Pack-Muli). Wir haben tatsächlich jeden Tag Mustangs gesehen und sie beobachten können und ich war überrascht, wie nah sie uns herangelassen haben - vor allem wenn wir geritten sind. Zu fotografieren war allerdings einfacher, wenn wir zu Fuss unterwegs waren, da mein Pferd nicht so viel Freude hatte, ruhig zu stehen.

In den Bergen der Sierra an der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien haben wir 3 grosse Gruppen Mustangs gesehen, die jeweils aus vielen kleinen Familienverbänden bestehen (1 Hengst, 1 Stute und ggf. 1 Fohlen und / oder 1 Jährling). Wenn ein Hengst sich einer anderen Stute näherte, führte das zwangsläufig zur Interaktion der Hengste. Der neue wurde entweder nur durch Blicke und angelegte Ohren, oder auch mal physisch in seine Schranken gewiesen.

Da die Mustangs geschützt sind, können sie sich komplett frei bewegen. Das bedeute auch, dass wir immer wieder die Augen aufhalten mussten. Am dritten Tag, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, schlugen wir unser Mittagslager auf einem Bergkamm auf. Und genau auf der Kuppe legte auch eine Gruppe Mustangs ihre Mittagspause ein - eine schöne Überraschung.

Die Anzahl der Pferde, die wir gesehen haben, wird nicht vom Menschen überwacht. Sie reguliert sich ganz natürlich mit Hilfe der Pumas in der Gegend. Davon zeugten nicht nur die Katzenspuren im Sand, sondern auch die Überreste des ein oder anderen Fohlens, an denen wir vorbeiritten. Ich hätte ja auch gern einen Puma gesehen, aber das hat leider nicht geklappt.

Auch wenn es in unserem höher gelegenen Camp sogar eine Dusche gab, war es schön nach dem staubigen Ritt zurück zum Auto in einer warmen Quelle mit Blick auf die Berge zu entspannen.

Den letzten vollen Tag meines Urlaubs nutze ich, um durch den Yosemite National Park zu fahren. Dort haben ich sogar nochmal zwei Schwarzbären gesehen und ein paar kleine Wanderungen machen können. Ein guter Abschluss von einer eindrücklichen und sehr abwechslungsreichen Reise, die von mir aus auch gern noch länger hätte dauern können.

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