7. Februar 2019: Wie auch schon vergangenen Jahr ist der Gegensatz zwischen Greytown und dem Township gross. Da hilft es auch nur wenig, dass ich wusste, was mich erwartet und ich mich darauf einstellen konnte.
Ich kann deswegen gut nachfühlen, wie es Robert nach dem ersten Tag bei den Familien in Copsville geht. Man kann noch so oft im Fernsehen Bilder aus Townships sehen oder darüber lesen, es ist was ganz anderes, wenn man dann auch noch die anderen Sinneseindrücke dazu hat - vor allem den Geruch. Es ist schockierend und teils auch deprimierend zu sehen, in welchen Verhältnissen die Menschen hier leben.
Die meisten Familien, die wir mit der Sozialarbeiterin Phindile besucht haben, kannte ich noch vom letzten Jahr. Leider sind in der Zwischenzeit einige verstorben und besonders der Selbstmord eines intelligenten Jungen, der eigentlich studieren wollte, schockiert mich. Es ist schlimm, wenn man keinen anderen Ausweg aus den armen Verhältnissen sieht, als sich das Leben zu nehmen. Genauso schlimm finde ich es aber auch, wenn man einfach resigniert und gar nicht mehr versucht, etwas aus den wenigen Möglichkeiten zu machen, die die Menschen hier haben. Um so wichtiger finde ich, dass es jemanden wie Phindile gibt, die wenigstens versucht, die Menschen zu unterstützen, auch wenn all ihre Hilfe nur ein Tropfen auf dem heissen Stein ist.
Im Moment hat Walk In The Light kein Auto, da der alte Land Rover mal wieder kaputt ist und diesmal auch nicht mehr repariert werden kann. Ich hoffe, dass sich Bemühungen vom Projektleiter Bruce bald auszahlen und ein anderes Auto zur Verfügung steht, um vor allem die Krankenbesuche wieder durchführen zu können. Das fehlt den meisten Familien, vor allem, wenn sie sich die Sammeltaxis nicht leisten können. Aus diesem Grund sind wir auch am nächsten Morgen nochmal kurz ins Township gefahren, um einen Jungen zur Klinik zu bringen. Da er schon seit mehren Monaten keine HIV Medikamente mehr genommen hat, muss er zunächst einen Arzt sehen, bevor er wieder Medikamente verschrieben bekommt. Bei den HIV Medikamenten ist es extrem wichtig, dass sie regelmässig ohne Unterbrechung genommen werden und das manchen Menschen die Konsequenzen von einem Unterbruch oder gar Abbruch egal zu sein scheinen, ist für mich nicht nachvollziehbar. In der Klinik konnten wir auch kurz mit der Managerin sprechen, die uns einen winzigen Einblick in den Klinikalltag und die Medikamentenvergabe gegeben hat. Insgesamt 5 Containerartige Baracken an zwei Standorten versorgen im Township mehr als 10’000 Personen. Das ist zumindest die offizielle Zahl, inoffiziell wird Copsville auf ca. 30’000 Menschen geschätzt, da in einigen Teilen des Townships mehrere Familien zusammen in den winzigen Lehmhütten wohnen.
Gefilmt haben wir im Township diesmal noch nicht. Auch wenn niemand gesagt hat, dass er oder sie nicht gefilmt werden will, werden wir das erst beim nächsten Besuch in 10 Tagen machen. Dann haben sie auch Robert schon mal gesehen und sind nicht so überrumpelt von unserem Anliegen.
Auch im Township haben wir denjenigen, die ich letztes Jahr fotografiert habe, die Fotos gegeben. Viele haben bisher gar keine Bilder von sich und entsprechend haben sie sich darüber gefreut. Die Fotos der Verstorbenen haben wir den Verwandten als Erinnerung gegeben.
Auf der Farm, die zu Walk In The Light gehört, läuft alles wie bisher. Im Moment wird Rosmarin geerntet und das Öl daraus gepresst. Über dem ganzen Gelände liegt ein wunderbarer Duft, ein starker Kontrast zu den Gerüchen im Township.
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